Ricarda-Huch-Schule
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Suchtpräventionskonzept in der Übersicht

An der Ricarda-Huch-Schule besteht seit vielen Jahren ein sich beständig entwickelndes Konzept der Suchtprävention und der Präventionsarbeit ganz allgemein.

Es umfasst einerseits die fest in den schulischen Ablauf eingefügte Arbeit mit Schülern und Eltern und andererseits fakultative Aktionen wie zum Beispiel fachübergreifende Unterrichtsversuche, Kunstprojekte, Teilnahme an Wettbewerben etc.

Der Schwerpunkt der Präventionsarbeit liegt sinnvollerweise in der Sekundarstufe I, in den Klassen 5 bis 10.

Initiierung und Koordination speziell der Suchtprävention obliegt dem Beratungslehrer für Suchtprävention, der zudem Ansprechpartner für Kollegium, Schüler und Eltern ist in allen Fragen, die die Suchtprävention betreffen. Markus Müller hat dieses Amt an der RHS seit rund 30 Jahren inne.

Nach langem Vorlauf ist das Konzept der Suchtprävention schließlich über das Schulentwicklungsprogramm differenziert und im Schulalltag implementiert worden.

Es ist inzwischen vernetzt mit anderen präventiven und beratenden Projekten unserer Schule, zum Beispiel zur Gewaltprävention, zur Internetsicherheit von Jugendlichen, zu Ernährungsstörungen (MaiStep), mit der AnsprechBar und mit der Schulseelsorge.

So ist im Laufe der Jahre ein umfassendes Präventionskonzept an der RHS entstanden, das von einer großen Gruppe von Kolleginnen und Kollegen getragen und flexibel weiterentwickelt wird.

(1) Implementierte Elemente der Suchtprävention

  • Unterricht Jahrgang 6: Biologie, Unterrichtseinheit „Atmung und Rauchen”.
  • Unterricht Jahrgang 7/8: Deutsch, Jugendliteratur: Lektüre zur Thematik Abhängigkeit, Sucht und Drogen.
  • Das zweitägige „Präventionsprojekt“ für alle Klassen des Jahrgangs 7.
  • Präventionsteam zur Vorbereitung und Gestaltung dieses Projekts.
  • Elternabende in Jahrgang 7/8 mit dem Jugendkoordinator der Kripo Offenbach und Mitarbeitern des Suchthilfezentrums „Wildhof”.
  • Unterricht Jahrgang 9: Biologie, Unterrichtseinheit „Drogenwirkung im Nervensystem, spezielle Beispiele”.

(2) Fakultative Elemente der Suchtprävention

  • Nichtraucherprojekte für die Unterstufe, z.B. internationaler Wettbewerb “Be Smart - Don’t Start” und hessischer Wettbewerb “Rauchfrei ist Klasse ...”.
  • Information und Fortbildung der Lehrkräfte z.B. bei Fach- und Gesamtkonferenzen.
  • Fakultative Unterrichtseinheiten sind z.B.:
  • Alkohol und Organismus (Biologie, JG 7; Chemie JG 12),
  • Drogenwirkung im Nervensystem (Biologie, JG12).
  • Speziell in den Fächern Deutsch und Religion/Ethik erscheinen präventionsrelevante Themen in unterschiedlichen Jahrgangsstufen.
  • Projekte bei Projekttagen und -wochen (vornehmlich unspezifische Präventionsarbeit).
  • Elternabende nach Vereinbarung.
  • ... und als wesentlicher Beitrag zur unspezifischen Suchtprävention: Arbeitsgemeinschaften, Theater, Konzerte, Kunstaktionen und alles, was Schülern (und Lehrern und Eltern!) Freude an der eigenen Leistung und Engagement und Faszination für eine Sache vermittelt.

Das Projekt Suchtprävention im Jahrgang 7

Das Projekt Suchtprävention im Jahrgang 7 ist als zweitägiges Projekt konzipiert (zwei Schulvormittage). Es ist Teil des Schulprogramms und wird jährlich im gesamten Jahrgang 7 klassenweise durchgeführt.

Der erste Projekttag (Schwerpunkt: spezifische Prävention) dient vor allem der Sachinformation zum Themenkreis Sucht und Droge.

Der zweite Projekttag (Schwerpunkt: unspezifische Prävention) dient hauptsächlich der Schulung allgemeiner Lebenskompetenzen (z.B. Selbstbewusstsein, Empathie, Kooperations- und Konfliktfähigkeit, Toleranz und Kritikfähigkeit).

Zu den Methoden des Projektes gehören Vorträge, Rechercheaufträge, kreative Arbeit der Schüler, Reflexionsphasen und Rollenspiele.

Jede Klasse wird von je zwei Projektleitern betreut. Das gesamte Präventionsteam bereitet die Projektphase bei Bedarf in einer schulinternen Fortbildung vor, die vom Beratungslehrer für Suchtprävention geleitet wird.

Die Projektleiter entscheiden autonom über die Detailplanung für ihre jeweilige Klasse (Übungen, Materialien, Medien…). Über den Zeitpunkt des Klassenprojektes im Ablauf des Schuljahres (2. Halbjahr, üblicherweise zwischen Oster- und Sommerferien) entscheiden die Projektleiter in Rücksprache mit Klassenleiter und Stundenplanmacher.

Ergänzend organisiert der Beratungslehrer zwei Elternabende zu diesem Projekt.

Projektberichte und Übungsmaterialien werden in einem Materialordner gesammelt, der dem Präventionsteam und dem gesamten Kollegium – auch für andere präventionsbezogene Unterrichtsprojekte – zur Verfügung steht.

Kurzgefasste Informationen und Thesen zum Thema Suchtprävention

Spezifische und unspezifische Suchtprävention

spezifische Suchtprävention betrifft im weiteren Sinne Information und Aufklärung:

  • über Drogen, ihre Wirkungsweise etc.,
  • über Formen und Ursachen der Drogenabhängigkeit
  • über alternative Handlungsstrategien

unspezifische Suchtprävention betrifft alles, was die Lebenskompetenz fördert, zum Beispiel:

  • Konstruktiver Umgang mit Konflikten,
  • Stärkung des Selbst-Bewusstseins,
  • Stärkung von Geduld, Frustrationstoleranz, Präsenz,
  • Entwicklung der Erlebens- und Genussfähigkeit,
  • Suchtprävention durch Sexualerziehung,
  • gut gestaltete Lernumgebung,
  • Diskurs- und Kompromissfähigkeit,
  • Pflege der „Sekundärtugenden"

Die hauptsächliche Wirkungskraft suchtpräventiver Bemühungen liegt in der unspezifischen Prävention. Suchtpräventive Bemühungen stellen im Übrigen eine allgemeine erzieherische Aufgabe dar; sie betreffen also gleichermaßen Vereine, Kirchen, Freizeiteinrichtungen - und an erster Stelle Schule und Elternhaus.

Droge

Wortherkunft:           trucken (mhd), droog (nl), drogue (frz)

Bedeutung:

Der Begriff ist seit dem 17. Jahrh. gebräuchlich für getrocknete pflanzliche (auch tierische und mineralische) Stoffe als:

  • Heilmittel
  • Gewürze
  • Aromastoffe
  • Stimulanzien
  • Genussmittel

Seit dem 19. Jahrh. Begriffswandlung zu:

  • Rauschmittel
  • Rauschgift
  • Suchtstoff

Definitionsversuch:

Drogen sind Substanzen, die eingenommen werden, um einen als angenehm oder entlastend erlebten körperlich-seelischen Zustand zu erreichen.

Die Grenze zum Genussmittel ist zunächst fließend. Die Problematik der Droge beginnt dann, wenn sie konsumiert wird, um einem als unangenehm oder belastend erlebten Zustand auszuweichen, zu entfliehen. 

Sucht und Abhängigkeit

Beide Begriffe werden zunehmend synonym verwendet; in der Literatur wird der Begriff der Abhängigkeit vorgezogen.

Sucht bedeutet gemäß der Wortherkunft Krankheit (siech, mhd; siehe auch Seuche).

Abhängigkeit besteht:

  • biologisch (atmen, essen, schlafen . . .)
  • sozial (Kommunikation, Kooperation, Fürsorge, politisches Handeln . . .)
  • personal (Unterbewusstsein, Selbststilisierung . . .)
  • . . . und eventuell auch von einer Droge, einem Suchtverhalten.

Eine These hierzu: In dem Begriff "Sucht" entfernt sich das bezeichnete Problem von mir, in dem Begriff "Abhängigkeit" rückt es mir näher. 

Suchtdefinition, erweitert nach WHO:

Sucht äußert sich in:

  • überwältigendem Verlangen
  • Kontrollverlust
  • Dosissteigerung
  • Entzugserscheinung (körperlich und seelisch)
  • individuellem und gesellschaftlichem Schaden

 Einige weitere Aspekte von Abhängigkeit:

  • Abhängigkeit ist in erster Linie ein Verhaltensproblem, kein Stoffproblem.
  • Der Abhängige hat einen Nutzen von seiner Droge, wodurch sie ihm unverzichtbar erscheint, während er den Schaden verdrängt.
  • Der Konsum / das Verhalten beherrscht die alltägliche Lebensführung. Der Abhängige „wird gelebt“ von seinem (Sucht-) Verhalten.
  • Abhängigkeit ist stets seelische Abhängigkeit, mitunter auch körperliche Abhängigkeit.
  • Die seelische Abhängigkeit bleibt eine lebenslange Herausforderung und Belastung auch für den Konsumenten, der sein Suchtmittel nicht mehr konsumiert. Körperliche Abhängigkeit ist relativ rasch zu heilen (Entgiftung).

DAS 5-M-SCHEMA

Fünf wesentliche Faktoren wirken auf unsere Konsumgewohnheiten ein und beeinflussen damit auch unser eventuell missbräuchliches oder abhängiges Verhalten. Die Betrachtung dieser fünf Faktoren in ihrem Zusammenhang bietet eine gute Basis bei dem Versuch, abhängiges Verhalten zu verstehen und präventiv zu arbeiten.

Die Reihe Konsum – Missbrauch – Gewöhnung – Abhängigkeit bezeichnet wesentliche Phasen des allmählichen Abgleitens von selbstgesteuertem, verträglichem Verhalten hin zu zwanghaftem, süchtigem Verhalten.

Jede dieser Phasen bietet aber auch Möglichkeiten zur Einsicht in eigenes Verhalten, zur Neuorientierung und Verhaltensänderung.

(Verfasser: Markus Müller, Beratungslehrer für Suchtprävention, 25.03.2015)

Das 5-M-Schema
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